Sonntag, 16. März 2008

Die Kreuzung - I

Normalerweise gibt es an Flughäfen ja Besseres zu tun. Flughäfen sind magische Orte, moderne Bindeglieder zwischen den Welten. An Flughäfen sind außergewöhnliche Ereignisse und un-vorbereitete Zusammentreffen möglich. Eine gewisse Grundunsicherheit der Leute im Transit trägt wohl dazu bei. Eine saubere und helle Atmosphäre. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen aus den unglaublichsten Ecken der Welt hierher kommen. Millionen sich kreuzender Lebenslinien bilden ein Geflecht möglicher Ereignisse. Knoten trennen sich, Fäden werden neu aufgefädelt. Die Duty-Free Flasche wird zum Schmetterlingsflügel im Pazifik, der den Wirbelsturm in der Karibik auslöst.
Mit dem Verschwinden der Grenzen sind neue Verbindungen entstanden. Persönliche. Familiäre. Milliarden Menschen leben außerhalb der Umgebung in der Sie aufgewachsen sind und sind den Futtertöpfen der Globalisierung hinterher gezogen. Millionen Menschen hatten den Mut, Wurzeln zu kappen, auf Traditionen zu pfeifen, einem Partner aus einer anderen Kultur zu folgen und mit ihm neu anzufangen.
Ohne die in ihrer Kultur verankerten Wurzeln treiben Menschen als Treibsand durch die Flughäfen der Welt. Viele sind noch nicht angekommen, sind auf der Suche nach ihrer Bestimmung und ihrem Leben, wurden vom Partner und dem Leben enttäuscht und in ihren Hoffnungen getrogen. Andere haben Kinder, die das Programm ihres Lebens bestimmen.
Für Menschen im Transit hat Frank heute keinen Blick übrig. Frank wartet auf Elena.
Seit er Sie damals auf der Geburtstagsparty seiner Schwester kennen gelernt hatte, war er nicht müde geworden, sie anzurufen, ihr mit kleinen SMS und anderen Aufmerksamkeiten nachzustellen. Und dann, im letzten Telefonat über 500 km hinweg, waren Sie sich so nah gekommen, dass Frank gar nicht anders konnte, als es auszusprechen.
Frank hatte Sie eingeladen. Auf ein Wochenende in München. Zum Kennenlernen.
Ganz schön verrückt! Einfach so, man sieht sich auf einer Geburtstagsparty, man kommt ins Gespräch, nichtssagender Smalltalk. Man tanzt 10 Minuten miteinander, tauscht die Telefonnummer beim Abschied aus und macht das Versprechen anzurufen 2 Wochen später wahr und verbindet den Anruf mit einer Einladung auf ein gemeinsames Wochenende.
So war’s nicht.
In den Erinnerungen seiner Fotokiste kramend wird Frank seine Elena auf der Geburtstagsparty mit dem Sektglas in der Hand an seiner Seite sehen. Ein anderes Foto, sie beide tanzend.
Und noch eins beim Tanzen, er ganz bemüht. Nein, das ist zu häßlich, zu viel Wollen von seiner Seite. Aber Sie, sie sieht immer gut aus. Ein wenig distanziert. Nicht wirklich dabei. Trotzdem ihm vertrauend und sich in seine Hand begebend.
Es waren keine 10 Minuten, in denen sie miteinander getanzt haben. Es war ein Augenblick und eine Ewigkeit. Und es war auch kein Smalltalk. Das was sie von sich preisgaben, reichte, um einander zu erkennen. In ihrer Ähnlichkeit. Jemand anderes würde vielleicht Seelenverwandtschaft sagen, wenn er den Menschen gefunden hätte, mit dem er sich vorstellen könnte, im Altersheim immer noch interessante Gespräche zu führen. In den wenigen Sätzen, die sie tauschen konnten, wurden keine Antworten gegeben. Das eigene Terrain der Selbstdefinition wurde abgesteckt und mögliche Gemeinsamkeiten gesucht. Und ihr Abschied war auch kein Telefonnummerntauschen. Vielmehr hatte Elena ernsthaft überlegt, was sich hinter der von Franks Schwester ausgesprochenen Einladung, doch über Nacht zu bleiben, verbarg. Bis zu ihrem Gehen bestimmte das Knistern zwischen den beiden die ganze Party. Es war kein vordergründiges, offensichtliches Interesse, es war nur so dass die beiden die Nähe des anderen suchten und versuchten zu sprechen. “Nimm dich in Acht, Elena ist auf der Suche“, hatte ihm seine Schwester noch gesagt, nicht wissend, dass ihn ihre Botschaft nicht erreichen konnte.
Die Fragezeichen, die sich bei Frank nach diesem Kennenlernen einstellten, verschwanden auch nach Wochen noch nicht.
Um entweder die Frau seiner Träume oder seinen Frieden zu finden, beschloss Frank seine Unsicherheit beiseite zu schieben, den Fragezeichen auf den Grund zu gehen und etwas zu wagen. Nachdem er dreimal hintereinander die gleiche Antwort nach der genauen Schreibweise ihres Familiennamens bekommen hatte, ließ er ihn auf ein Flugticket drucken, welches er auf die Reise nach Berlin schickte.
Und hey, hier war er, hatte eine Rose in der Hand und wartete und stellte sich Fragen, was Sie denn das ganze Wochenende anstellen sollten.

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ylloh (Gast) - 18. Mär, 09:23

es kribbelt und macht neugierig..........mehr davon!

Side Affects - 20. Mär, 22:01

In Stuttgart gibt es ein Mövenpick am Flughafen und ein herrliches Hotel dabei. Man meint man ist in Ricks Cafe ein Stockwerk höher und das Hotelzimmer könnte auch in Marocco sein. Man hat dort Visionen und kann wunderbar lieben.
Das soll Frank mit Elena machen.
Wir lieben einfach zu wenig. Wir schwätzen zu viel und ver-diskutieren unser Leben.

Ther Hampe - 20. Mär, 22:16

Nabelschau

Make love not war!
Wenn es so einfach ist, kann ich das Buch ins Altpapier geben.

Oder halt, es ist vielleicht wirklich so einfach. Man muss nur selbst drauf kommen.
ylloh (Gast) - 25. Mär, 13:05

Bin völlig deiner Meinung. Wir zerreden alle schöne Momente und überlegen zu lange, ob etwas rchtig oder falsch ist. Dabei vergessen wir, lebendig zu sein, seinem Bauchgefühl zu folgen und mehr zu lieben.

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PR...
Einfach super anzusehen. Ich tippe mal auf Puerto Rico.
Ther Hampe - 25. Jul, 11:16
Aufrufe
5.378.774 Seitenaufrufe bei Youtube - das ist viel...
viel (Gast) - 24. Apr, 20:30

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